Das Stufenparlament als Vorläufer des Schülerparlaments (Rheinland-Pfalz)
Kontext, Begründungen, Ziele
Warum und vor welchem Hintergrund ist der Baustein eingeführt worden?
Wir an der Erich Kästner Regionalschule haben uns im Frühjahr 2003 darauf geeinigt den Schüler/inne/n größere Partizipationsmöglichkeiten innerhalb unserer Schule zu ermöglichen. Im Februar 2003 fand in Rheinland-Pfalz die Auftaktveranstaltung für das zunächst bis Juli 2007 befristete BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ statt. Die Rahmenthemen für unser Bundesland standen zu diesem Zeitpunkt bereits fest:
a) Partizipation innerhalb der Schule und
b) Partizipation im schulischen Umfeld, in der Kommune.
Zwar wurde Schülerbeteiligung bei uns an der Schule schon lange „groß“ geschrieben, auch unser pädagogisches Konzept (s. Homepage: http://eks.bildung-rp.de) sieht das Training entsprechender Kompetenzen ausdrücklich vor, doch hatten wir bislang dafür noch keine Strukturen und Organisationsformen eingerichtet, mit denen Schülerpartizipation systematisch gewährleistet werden konnte. In der Fachkonferenz Sozialkunde gab es Ende des Schuljahres 2002/03 Überlegungen, unsere Schüler intensiver in die Gestaltung des Schullebens einzubeziehen und dies durch formale Strukturen abzusichern. Ziel sollte die Gründung eines Schülerparlaments sein. Damit wollten wir modellhaft demokratische Einflussmöglichkeiten in der „echten“ Gesellschaft auch innerhalb schulischer Strukturen abbilden. Dies bettet sich ein in das Modul 3 des BLK-Programms „Schule als Demokratie oder Demokratie in der Schule“. Folgende Leitvorstellungen prägten unsere Überlegungen zum Schülerparlament:
- Teilnahme an schulischen Entscheidungen
- Mitgestaltung von Unterrichtsinhalten
- Klärung zwischenmenschlicher Probleme
- Stärkung der Stellung der Schüler im Schulleben
- Lernen konstruktiv mit Frustrationen umzugehen
- Vorbereitung auf ein Leben in einer demokratischen Gesellschaft
- Akzeptieren anderer Meinungen und Mehrheitsentscheidungen
- Erlangen und Erweitern von Sozialkompetenzen
Demokratische Strukturen müssen sorgsam eingeführt werden, und es braucht etwas Zeit, bis Demokratieprozesse in das Verhaltensrepertoire aller an Schule Beteiligten eingeflossen sind. Deshalb wollten wir in mehreren Schritten vorgehen: vom Klassenrat (1) über das Stufenparlament, das jährlich um eine Jahrgangsstufe erweitert wird (2), bis zum Schülerparlament (3), in dem dann alle Jahrgangsstufen vertreten sein werden. Entsprechend dreistufig formulieren wir unsere Ziele.
Auf der Ebene der einzelnen Schulklasse wollen wir mit dem Klassenrat folgende konkreten Ziele erreichen:
- Klassenspezifische Angelegenheiten werden von den Schülern eigenständig gelöst.
- Der Klassenrat ist ein Übungsfeld, in dem elementare demokratische Verhaltensweisen von den Schülern systematisch trainiert werden. Sie sind z. B. erkennbar am Verstehen und Akzeptieren anderer Meinungen, am Begründen des eigenen Standpunkts und auch an der Akzeptanz formaler Kriterien.
- Schüler nutzen die Befugnisse, mit denen sie ausgestattet sind - z. B. um schülerspezifische und schulspezifische Angelegenheiten eigenverantwortlich zu regeln und um eigene Beschlüsse in die Tat umzusetzen.
Auf der Schulebene wollen wir mit dem Stufenparlament folgende konkreten Ziele erreichen:
- Schüler übertragen ihre im Klassenrat erlernten Kompetenzen in das Stufenparlament.
- Sie üben und trainieren demokratische Grundprozesse.
- Über aktive Mitgestaltung schulischer Angelegenheiten setzen sie die ihnen gewährten Partizipationsrechte um.
Auf der Schulebene wollen wir mit dem Schülerparlament folgende konkreten Ziele erreichen:
- Im Schuljahr 2007/08 wollen wir die Ausbaustufe des Schülerparlaments erreicht haben.
- Wenn zu diesem Zeitpunkt die Jahrgangsstufen 6 bis 10 im Stufenparlament vertreten sein werden, geht das Stufenparlament in das Schülerparlament über. Dafür gelten dann die Ziele des Stufenparlaments entsprechend.
- Die Arbeit der Schülervertretung (SV) soll perspektivisch in den Aufgabenbereich des Schülerparlaments überführt werden. Durch das Schülerparlament, das sich aus Vertreter/inne/n jeder Schulklasse zusammensetzt, soll die Partizipation der Schüler am Schulleben auf breiterer Basis gewährleistet sein, als es die geringere Anzahl gewählter Vertreter der SV zulässt. Die Vertreter des Schülerparlaments werden nach und nach in die Arbeit schulischer Gremien integriert.