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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Zwischenbilanz

Materialien

Klassen- und Schulsprecherqualifizierung als zentrales Element einer demokratischen Schulkultur (Hamburg)

Zwischenbilanz

Welche Erfahrungen liegen bisher vor? Welche Folgen haben sich ergeben?

Der Klassenrat wird noch nicht in allen Klassen praktiziert, obwohl es eine Stunde dafür gibt; der Schulleiter, Jürgen Schreiter, schätzt, dass er in etwa 60% der Klassen regelmäßig jede Woche stattfindet. Die Klasse des Schulsprechers Timo Ernst (10.) hält regelmäßig Klassenratssitzungen ab. Die Schüler können hier Gewinn daraus ziehen und beherrschen den Umgang mit diesem Gremium. Der Klassenlehrer ist dabei zwar anwesend, wird aber in der Regel bei der Durchführung nicht mehr gebraucht.
Die Lehrerin Kirsten Kayser, die sowohl die Streitschlichter ausbildet als auch eine Moderatorin der Schülersprecherausbildung ist, resümiert die Erfahrungen aus der Klassenratsarbeit der 5.und 6. Jahrgangsstufe:
"Die Schüler können in dieser Stufe noch nicht gut mit der Selbstorganisation und  Leitung der Klassenrats-Sitzung umgehen. Sie müssen es unter Anleitung der  Lehrkraft trainieren. Inhalte der Sitzungen sind in dieser Stufe zumeist Konflikte  zwischen Schülern, weniger Konflikte mit Lehrern. Die Schüler sind trotzdem  zufrieden mit dem Klassenrat und begreifen ihn als selbstverständlichen  Bestandteil des Klassenlebens."

Klassen- und Schulsprecherqualifizierung

Der Demokratiegruppen-Sprecher der Schule bestätigt, dass ein Ziel der Entwicklung erreicht wurde:
 "Vor dem Programm war festzustellen, dass die Klassensprecher nicht wirklich  verstanden, was auf den Schülerrats-Sitzungen stattfand, und vieles nicht adäquat  an ihre Klassen weitergeben konnten. Jetzt nach den Schulungen sind die  Verbindungen zwischen den Gremien besser, weil das Verständnis gewachsen ist."

Die Verbindungslehrerin resümiert:

 "Es war eindeutig zu sehen, dass die SR-Sitzungen besser vorbereitet wurden und  strukturierter waren. Die Schulsprecher(innen) hatten eine Arbeitsteilung  abgesprochen, jeder hatte einen klar abgegrenzten Bereich, in dem er  eigenverantwortlich arbeitete. Bei der Präsentation wurden Pinwand und Karten  eingesetzt, die die Ausführungen begleiteten. Die auf den SR-Sitzung anwesenden  Klassensprecher konnten den klarer strukturierten Ausführungen besser folgen, ein  roter Faden war erkennbar. Auch die Diskussionsleitung klappte deutlich besser.  Es ist den Schulsprechern gelungen, die vorhandene Zeit besser und effektiver zu  nutzen. Erste Erfolge sind auch darin zu erkennen, dass die SR-Sitzungen  insgesamt lebendiger wurden."

Ein Klassensprecher (10. Klasse) urteilt:

 "Ich habe als Klassensprecher gelernt, dass mein Bericht aus der SR-Sitzung vor  meiner Klasse besser rüberkommt; ich versuche auch, für Ruhe zu sorgen und  spreche meine MitschülerInnen namentlich an, wenn sie nicht zuhören. Ich habe  gemerkt, dass ich bei Referaten lockerer bin, weniger Lampenfieber habe und  besser improvisieren kann. Auch traue ich mich, meine Meinung bei SR-Sitzungen  eher zu sagen. Überhaupt waren die SR-Sitzungen besser vorbereitet, es wurde  mit dem OH-Projektor gearbeitet, Plakate wurden eingesetzt: Es wurde alles  übersichtlicher und durchschaubarer." (Alle Zitate aus: Hamburg macht Schule 6/2004, Schul- und Klassensprecher qualifizieren, S. 16f. Der Beitrag kann von der Hamburger Demokratie-Website herunter geladen werden unter http://www.li-hamburg.de/fix/files/doc/
sprecher-qualifiz-hms-heft-06-04-4.pdf
)

Selbständigkeit

Der Schulleiter nimmt die gesamte Entwicklung und das langfristige Ziel in den Blick:
 "Jetzt beginnt erst der zweite Teil der Entwicklung, nämlich, dass Schüler sich um  ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, z.B. die Gestaltung des Schulhofs. Das  organisieren die Schüler jetzt selbst, da sie mit ihren Fähigkeiten, die sie in den  verschiedenen Ausbildungen (Sprecher, Jugendgruppenleiter, Streitschlichter)  erworben haben, auch die nötigen Arbeitsgruppen und Unterstützungssysteme  selbst organisieren können."

Das neueste Projekt des Schülerrats ist die Kletterwand.
 "Der Schülerrat, der diese Idee ins Leben gerufen hat, setzt sich aus 6 Schülern  der Klassen 8, 9 und 10 zusammen und war sehr motiviert, dieses Projekt  durchzuführen. "'Ich möchte etwas Bleibendes für alle Schüler zurücklassen, wenn  ich meine Schule verlasse'", so Timo Ernst, Mitglied des diesjährigen Schülerrates  und Schüler der 10. Klasse."

Schulklima

Klassenrat und Klassensprecherschulung sind in der Schule bekannt, auch bei denen, die nicht daran teilnehmen. Insgesamt sei ein demokratischer Habitus entstanden, es herrsche in der ganzen Schule ein angenehmes Klima im Umgang miteinander vor, erklärt die Lehrerin Kirsten Kayser.
Es stellt sich heraus, dass die Schüler, die an der Klassensprecherschulung teilgenommen haben, häufig auch die Jungendgruppenleiterausbildung oder/und die Streitschlichterausbildung machen.
Die Elternratsvorsitzende, Anke Vock, weiß, dass Eltern am Tag der offenen Tür zur Anmeldung an einer weiterführenden Schule besonders die demokratiepädagogischen Elemente der Schule nachfragen.