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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Zwischenbilanz

Materialien

Sozialpraktikum in Eberswalde: Dialog zwischen Jung und Alt (Brandenburg)

Zwischenbilanz

Welche Erfahrungen liegen bisher vor? Welche Folgen haben sich ergeben?

„Die Schule vermittelt Wissen. Durch die Begegnung mit den Senioren wird dieses Wissen mit Erfahrungen vertieft“, Siegfried Fischer, Senior, 80 Jahre alt.

„So kommt Praxis in die Schule!“, Erna Romanowski, Seniorin, 82 Jahre.

„Ich fand es besser als Unterricht, weil es mich mehr interessiert, was in Eberswalde passierte, statt nur allgemein über Geschichte etwas zu lernen“, Robert, Klasse 8 d.

„Das berührt mehr, wenn die alten Leute von sich erzählen“, Christian, Klasse 8 d.

„Am Anfang war ich ziemlich schüchtern. Ich musste meine Umgebung erst einmal erforschen. Nach dem zweiten Treffen bin ich dann langsam aufgetaut. Ich habe eine Menge über die Vor- und Nachkriegszeit gelernt und ich muss sagen, es war teilweise richtig interessant, was ich vorher eigentlich nicht gedacht hätte“, Caroline 8 b.

Patrick (rechts) hat im Schuljahr 2004/2005 am Sozialpraktikum teilgenommen.

„Ich sehe die Senioren jetzt nicht mehr als alt und krumplig an, sondern als nette und hilfsbereite Menschen“, Patrick, Klasse 9e.

Erweiterung der sozialen Kompetenzen der Schüler/-innen

Ziel des Projektes „Generationstreff“ war es, den Schüler(n)/-innen neue, verbindliche Gesprächspartner/innen zu vermitteln und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern. Vorab waren viele Jugendlichen skeptisch und hinterfragten den Sinn des Projektes. Nach dem Praktikum berichtete die überwiegende Zahl der Schüler/-innen mit Freude von ihren Begegnungen. Sie konnten eine Reihe neuer Erfahrungen sammeln:

Der „Generationstreff“ ist auch für die Lehrer/-innen mit der Erkenntnis verbunden, dass schulische Ziele nicht nur durch Unterricht erreicht werden können und Lernen an anderen Orten sehr effektiv und nachhaltig sein kann. Darüber wird in Pausengesprächen und auf Lehrerkonferenzen diskutiert. Ausgelöst durch die Begegnungen mit den Senior/-innen erleben auch Lehrer/-innen neue Seiten an ihren Schüler(n)/-innen:

„Manchmal kam nach dem Praktikumstag ein Schüler auf mich oder eine andere Lehrerin zu und musste erst einmal loswerden, was sie erlebt und erfahren hatten. Einige pflegen ihre Beziehung auch nach dem Praktikum weiter, besuchen ihren Senior oder ihre Seniorin. Insgesamt sind die Schüler heute aufgeschlossener und vermutlich sind sie das, weil sie während des Praktikums positive Erfahrungen gemacht haben“, Jutta Bullerjahn, stellvertretende Schulleiterin.

Auch die meisten Senior/-innen genossen die Begegnung mit den Jugendlichen. Einige fühlten sich dafür verantwortlich, was und wie die Schüler/-innen ihren Praktikumshefter führten und verstanden den Leitfaden auch als eine Anforderung an sich selbst. Allerdings wurden die Senior/-innen von der Schule darum gebeten, den Schüler(n)/-innen eigenen Handlungs- und auch Fragespielraum in der Begegnung zu überlassen und ihnen keine Vorträge zu halten.

Gegenwärtig wird darüber nachgedacht, die Auswertung des Praktikums mehr als bisher zu nutzen, um die Fähigkeit der Schüler/-innen zu trainieren, Inhalte zu präsentieren. Möglich wäre es beispielsweise, dass die Schüler/-innen die Ergebnisse ihres Praktikums in Zukunft in öffentlichen Veranstaltungen vor dem Seniorenbeirat vorstellen, was den Präsentationen mehr Ernsthaftigkeit verleihen würde.

Öffnung der Schule für Kooperationen in der Kommune

Auch bei der Vorbereitung und Durchführung des Sozialpraktikums haben sich die an der Schule etablierten Lenkungs- und Kommunikationsstrukturen bewährt. Es gibt kurze und partnerschaftliche Wege zwischen dem Lenkungsteam und den Fachgruppen, in diesem Falle zur Fachgruppe LER, einerseits und zum anderen eine gute innerschulische Kommunikation auf informeller Basis und vor allem in den Jahrgangsteams. Dadurch werden die positiven Erfahrungen in der Kooperation mit einem externen Partner für das gesamte Kollegium nachvollziehbar und wirken motivierend bei weiteren Vorhaben.

Der „Generationstreff“ wurde als ein gemeinsames Projekt der Goethe-Oberschule mit einem freien Träger der Jugendhilfe gestaltet. Stärken beider Bereiche flossen hier zusammen. Mit der KJHB erlebte die Schule einen im Bereich des sozialen Lernens sehr erfahrenen Kooperationspartner. Wichtig für die Schule war vor allem die Kompetenz und Verlässlichkeit der KJHB bei der Durchführung des Praktikums. Die Erfahrung im Fach LER wurde auch von Kolleg/-innen anderer Bereiche mit Interesse wahrgenommen. Einige denken darüber nach, wie sie die Fachkompetenz von Senior/-innen in bestimmten Bereichen auch für ihre Fächer nutzen können.

Ab dem kommenden Schuljahr wird es nicht mehr möglich sein, das Sozialpraktikum mit Unterstützung der KJHB durchzuführen. Die Leistungen des Kooperationspartners wurden mit Geldern des MOSES (Modellversuch zur Selbstständigkeit von Schulen) finanziert, die ab dem Schuljahr 2006/2007 nicht mehr zur Verfügung stehen. Es wird eine Herausforderung für das Kollegium sein, die Kooperation mit den verschiedenen Partnern des Sozialpraktikums auch ohne diese Unterstützung aufrecht zu erhalten und zu vertiefen. Auch dazu dient die Kooperationsvereinbarung mit dem Stadtseniorenbeirat.

Weiterentwicklung der generationsübergreifenden Arbeit an der Schule

Durch das Projekt „Generationstreff“ wurden eine Reihe neuer Bedürfnisse geweckt.

Einige Schüler/-innen wünschten sich, nicht nur als Nehmende in dem Projekt agieren zu müssen. Sie wollten den Senior/-innen beweisen, dass sie auch etwas können. Einige sagten beispielsweise, dass sie die Senior/-innen gern beim Einkaufen unterstützt hätten.

Die Senior/-innen wiederum wünschten, nicht nur als Gesprächspartner/-innen für die Schüler/-innen zur Verfügung zu stehen. Sie wollten auch die Schule kennen lernen, an der die Jugendlichen unterrichtet werden. Deshalb wurden sie zum Tag der offenen Tür an die Schule eingeladen. Vor Ort erklärten die Schüler/-innen die verschiedenen Fachräume und vor allem das Computerkabinett. Bereits zuvor hatten Senior/-innen angefragt, ob die Jugendlichen ihnen im Umgang mit der neuen Technik helfen könnten.

Diese gegenseitigen Wünsche finden sich in der Kooperationsvereinbarung wieder, die die Goethe Oberschule am 30. Mai 2006 mit dem Seniorenbeirat der Stadt schloss (siehe Kooperationsvertrag). Beide Partner verpflichten sich, gemeinsam verschiedene Vorhaben zu entwickeln und zu realisieren. Dazu gehören u.a., dass:

(siehe Pressespiegel)

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