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BLK-Programm - Demokratie lernen & leben: Die Salzmannschule, eine Schule für Lernbehinderte in Magdeburg - Streitschlichtungstraining und Schülerforum, März 2004

Schulen

Die Salzmannschule, eine Schule für Lernbehinderte in Magdeburg - Streitschlichtungstraining und Schülerforum, März 2004

Unsere Schule ist eine Bildungseinrichtung für lernbehinderte Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“. Gegenwärtig werden ca. 185 Heranwachsende in insgesamt 17 Klassen der Jahrgangsstufen 1 bis 10 von 24 Lehrkräften sowie acht pädagogischen Mitarbeiterinnen gebildet, erzogen und betreut. Zu unserer Schule gehört eine sonderpädagogische Freizeiteinrichtung, die gegenwärtig von ca. 90 Kindern aus allen Jahrgangsstufen besucht wird. Angegliedert ist darüber hinaus eine sonderpädagogische Beratungsstelle, die sich vor allen Dingen mit Fragen der sonderpädagogischen Förderung und Diagnostik von Schülerinnen und Schülern der Einzugsbereiche Olvenstedt, Stadtfeld, Diesdorf und Nordwest beschäftigen. Sie widmet sich auch der Beratung von Eltern und Lehrer/innen der im Umfeld liegenden Grund- und Sekundarschulen.

„[...] Konflikte sind eher etwas Positives. Sie zeigen uns, dass etwas nicht stimmt, dass es unterschiedliche Interessen, Wünsche und Wahrnehmungen gibt. Gewalt und Leid sind fast immer das Ergebnis von Konflikten und gerade bei Kindern und Jugendlichen ein Zeichen dafür, dass sie keinen anderen Weg wissen. Formen konstruktiver Konfliktbearbeitung zu vermitteln, ist daher eine wesentliche Forderung an moderne Erziehung.“ (Faller)

Unsere Schule ist eine Bildungseinrichtung für lernbehinderte Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“. Gegenwärtig werden ca. 185 Heranwachsende in insgesamt 17 Klassen der Jahrgangsstufen 1 bis 10 von 24 Lehrkräften sowie acht pädagogischen Mitarbeiterinnen gebildet, erzogen und betreut. Zu unserer Schule gehört eine sonderpädagogische Freizeiteinrichtung, die gegenwärtig von ca. 90 Kindern aus allen Jahrgangsstufen besucht wird. Angegliedert ist darüber hinaus eine sonderpädagogische Beratungsstelle, die sich vor allen Dingen mit Fragen der sonderpädagogischen Förderung und Diagnostik von Schülerinnen und Schülern der Einzugsbereiche Olvenstedt, Stadtfeld, Diesdorf und Nordwest beschäftigen. Sie widmet sich auch der Beratung von Eltern und Lehrer/innen der im Umfeld liegenden Grund- und Sekundarschulen. Seit dem Schuljahr 2002/2003 bestehen Kooperationsklassen an der Sekundarschule „Oskar Linke“ in Magdeburg und an der bei uns angesiedelten Grundschule Stormstraße.

Streitschlichtungstraining

Die Ausprägung von Teamfähigkeit, Toleranz, Freundlichkeit und der Fähigkeit, Konflikte zu bewältigen, ist Grundprinzip konstruktiver Konfliktbearbeitung, für die die Mediation und Streitschlichtung steht. Sie erlangt bei Kindern und Jugendlichen immer größere Bedeutung, zeigt sie doch kompetent auf, mit welchen Methoden Konflikte des pädagogischen und sozialen Alltags konstruktiv bewältigt werden können. Hierbei spielt die Gruppenarbeit eine herausragende Rolle.

Bedingt durch die Besonderheiten im kognitiven Bereich sind die Schülerinnen und Schüler unserer Einrichtung häufig sehr empfänglich für die Beeinflussung durch Dritte. Sie sind oftmals nicht in der Lage, ihr Handeln vorausschauend einzuschätzen, so dass sie nicht selten leichtgläubig, verführbar und leicht beeinflussbar, auch im Hinblick auf kriminelle und sexuelle Verhaltensweisen, sind. Zum anderen führen die Besonderheiten einer Vielzahl der Eltern unserer Schülerinnen und Schüler dazu, dass diese nicht in ausreichendem Maße ihrer Erziehungsverantwortung gerecht werden können. Es gibt eine Menge an Problemen, teilweise auch solche, die eigentlich im Elternhaus zu klären wären, die durch unser pädagogisches Personal durch kompetente Unterstützung und Beratung zu bearbeiten sind.

Zwei schulinterne Lehrerfortbildungen über Mediation weckten in einem Erfahrungsaustausch in unserem Schulteam reges Interesse daran, auch an unserer Schule „Schülerstreitschlichtung“ durchzuführen. In unserem Kollegium erwies sich die Auseinandersetzung mit dieser Thematik sehr nutzbringend, denn im Rahmen unser Mitarbeit im BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ ist es unser Ziel, Gewaltprävention besser bewältigen zu können. In einem 40stündigen außerhalb des Unterrichts stattfindenden Training, das künftig jährlich stattfinden soll, wurden und werden interessierte Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 9 sowie mit Frau Mäde, Frau Patzschke und Herrn Stanke die Steuergruppe der Schule im BLK-Programm auf Mediation vorbereitet, um danach Streitigkeiten konstruktiv schlichten bzw. Schlichtungen – außerhalb des Unterrichts – professionell begleiten zu können. Hier lernen sie Regeln und Verhaltensnormen und dass Mediation nur dann funktioniert, wenn sie auf Freiwilligkeit beruht. Nach Beendigung dieses Streitschlichtertrainings erhielten die Mediatorinnen und Mediatoren ein Zertifikat, was sie nun berechtigt und ausweist, Streitigkeiten kompetent schlichten zu können.

Im Unterricht wird der Mediationsgedanke durch Rollenspiele, Partnerarbeit, Gruppenarbeit und Kurzvorträge aufgegriffen und explizit bearbeitet. Konfliktsituationen werden nachgestellt und gespielt, Einfühlungsvermögen, Redegewandtheit und Argumentationssicherheit geschult. Nachnutzbare Dokumentationen der entsprechenden Unterrichtsbausteine werden bis zum Ende des laufenden Schuljahres erstellt.

In der jetzigen Phase der praktischen Durchführung erweist es sich als wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler einerseits persönlich mit der Mediationsmethode sehr stark identifizieren und andererseits, dass die zu schlichtenden Konflikte nicht durch Pädagoginnen und Pädagogen sondern durch gleichberechtigte Mitschülerinnen und Mitschüler geschlichtet werden. Die ersten drei Ende des vergangenen Jahres (im mit Hilfe von Fördergeldern eigens dafür eingerichteten Mediationsraum) durchgeführten Mediationen zeigten, dass Streitschlichtung nicht in jedem Fall erfolgreich sein kann. Um Enttäuschungen und Resignationen vorzubeugen, muss diese Tatsache und Erfahrungen den Beteiligten unbedingt bei der Ausbildung vermittelt werden, so unsere Erfahrung. Mit dem laufenden Monat (März 2004) soll ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch mit den Mediatorinnen und Mediatoren verschiedener Magdeburger Grund- und Sekundarschulen initiiert werden.

Schülerforum

Neben der Mediation und der Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Dokumentation von entsprechenden Unterrichtsbausteinen besteht eine zweite Säule im Rahmen unserer Mitarbeit im BLK-Programm in der Entwicklung eines Schülerforums aus unserem sehr gut arbeitenden Schülerrat.

Die Sitzungen des Schülerrates finden regelmäßig monatlich im Schülercafe statt. Sie werden von unserer Vertrauenslehrerin Frau Ziegler und von Frau Patzschke, unserer pädagogischen Mitarbeiterin mit sozialpädagogischer Ausbildung, vorbereitet und geleitet. Die Schülervertreter aus den Jahrgangsstufen 5 bis 10 werden hier über Neuigkeiten des Schulgeschehens und relevante außerschulische Dinge informiert. Danach haben in der Regel alle Schülerinnen und Schüler des Schülerrates die Gelegenheit, ihre Meinung und die ihrer Klassenkameraden über Schulisches und Außerschulisches zu äußern und zu diskutieren. Zusätzlich führt unser Schulleiter Herr Harms monatlich die Schülervollversammlung durch. Der vorangegangene Monat wird ausgewertet, Positives wird besonders hervorgehoben, Negatives wird analysiert und soll zum Nachdenken anregen.

Mit Hilfe von verschiedene Methoden, wie z.B. Rollenspiel, Partner- und Gruppenarbeit, sollen unsere Schülerinnen und Schüler systematisch so geschult und befähigt werden, dass sie Schülerratssitzungen und Schülervollversammlungen eigenständig vorbereiten und durchführen können. Im Frühjahr werden die Schülerinnen und Schüler erstmals die Schülerratssitzung unter Anleitung vorbereiten und durchführen. Durch dieses sich sukzessive entwickelnde Schülerforum sollen unsere Schülerinnen und Schüler noch mehr Mitspracherechte und Beteiligungsfelder am gesamten Schulgeschehen gewinnen.

Die Entwicklung des Schülerforums wird im Unterricht durch die Förderung von Gesprächs- und Diskussionskompetenzen – ganz zentral ist dabei das Vermitteln von Kommunikationsregeln – insbesondere durch Rollenspielübungen, Moderationsübungen und das Trainieren der Erarbeitung und des Haltens von Kurzvorträgen vorbereitet und begleitet. Die Auswertung der ersten Unterrichtsbausteine ergab, dass sich dafür insbesondere der Deutsch-, Ethik-, Geographie- und Biologieunterricht hervorragend eignet. Eine wichtige Erfahrung, die wir mit unseren spezifischen Schülerinnen und Schülern sammeln konnten, ist die Notwendigkeit, solche Unterrichtsphasen zeitlich zu begrenzen, z. B. ein Rollenspiel nicht länger als drei Minuten auszudehnen, Partnerarbeit auf zehn Minuten zu begrenzen und die Gruppenarbeit nicht über 15 Minuten andauern zu lassen. Es hat sich gezeigt, dass eine angemessen ruhige Atmosphäre im Klassenraum das Ziel der Unterrichtsstunde unterstützt.

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